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Essstörungen und Magersucht

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INFES – Die Fachstelle für Essstörungen

Wir bieten Beratungen, Gruppen und Prävention

Seit 1994 ist INFES die Fachstelle, an die du dich wenden kannst, wenn du Fragen zum Thema Essstörungen hast. Wir beraten Betroffene, Eltern, Geschwister, Freund*innen, Partner*innen und Lehrpersonen im persönlichen Gespräch, aber zur Not auch am Telefon oder via Mail. Außerdem gibt es bei uns Gruppen für Angehörige und Trainingsgruppen für Betroffene. Möchtest du einen Workshop in einer Schule oder Jugendzentrum, einen Vortrag im Vereinshaus, eine Fortbildung oder ein Seminar organisieren?
Forum Prävention
Talfergasse 4
I-39100 Bozen

 

Die Landesregierung hat die Richtlinien und Grundsätze für den Ausbau der stationären und teilstationären Dienste zur Betreuung von Menschen mit Essstörungen festgelegt.

Magersucht, Ess-Brech-Sucht oder anderen Formen von Essstörungen betreffen eine zunehmende Anzahl junger Menschen, insbesondere Mädchen und Frauen, aber auch Jungs und Männer auch in Südtirol. De ambulante Betreuung der Betroffenen sowie die Akutversorgung in den Krankenhäusern funktioniert.

„Ziel ist ein Ausbau des landesweiten Betreuungsnetzes für Essstörungen. Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, um Einrichtungen außerhalb der Krankenhäuser und Tagesstätten einzurichten. Diese könnten die Betreuungskontinuität gewährleisten und das Risiko vermindern, dass die Krankheit chronisch wird“.

2019 wurden in Südtirol  530 Menschen mit Essstörungen betreut, 93 Prozent davon waren Mädchen und Frauen. Die häufigste Diagnose ist die Anorexia nervosa (Magersucht), die 35 Prozent aller Fälle ausmacht.

In den vergangenen Jahren ist eine deutliche Zunahme der Fälle in einem sehr frühen Alter festzustellen. Insbesondere bei den Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren haben sich die Fälle im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

 

 

DIE MAGERSUCHT

wird auch Anorexie oder Anorexia nervosa genannt. Sie ist eine schwerwiegende und meist sehr langwierige Erkrankung, die unbedingt behandelt werden muss.

Typisch für die Magersucht ist, dass Betroffene häufig auffallend dünn sind bzw. stark an Gewicht verlieren. Sie selbst nehmen sich jedoch als unförmig und dick wahr. Aus Angst vor einer Gewichtszunahme schränken sie sich beim Essen immer mehr ein und nehmen daher weiter ab.

KRITERIEN UND SYMPTOME

Ihren Beginn hat die Magersucht vor allem während der Pubertät. Aber auch junge Erwachsene und ebenso Kinder unter 13 Jahren können erkranken.

  • Bei einer Magersucht kommt es zu einem starken Gewichtsverlust oder anhaltendem Untergewicht, wobei die Betroffenen häufig die Schwere ihres Zustandes aufgrund ihrer verzerrten Körperwahrnehmung nicht erkennen können.
  • Sie fühlen sich in ihrem Körper sehr unwohl und empfinden sich auch dann noch als zu dick und unförmig, wenn sie bereits untergewichtig sind. Körpergewicht oder Figur haben zudem einen übertrieben hohen Einfluss auf ihr Selbstwertgefühl.
  • Menschen mit einer Magersucht leiden unter der ständigen Angst, zuzunehmen. Ihre Gedanken kreisen permanent um das Essen, ihr Gewicht und ihre Figur. Sie fürchten sich davor, die Kontrolle darüber zu verlieren.
  • Um abzunehmen, halten Betroffene strikte Ernährungsregeln ein: Sie essen sehr wenig und verzichten vor allem auf kalorienreiche Speisen. Häufig entwickeln sie Rituale. Dazu gehören Kalorienzählen, langsames Essen, Kleinschneiden der Nahrung oder Essen nach bestimmten Zeitplänen.
  • Einige Betroffene setzen zusätzlich Medikamente ein oder führen Erbrechen herbei (Purging), um noch mehr Gewicht zu verlieren. Darüber hinaus treiben viele übermäßig Sport.
  • Bei einem sehr niedrigen Gewicht kann es zu Heißhunger- bzw. Essanfällen kommen. Diese können Schuldgefühle auslösen und dazu führen, dass Betroffene sich mit noch strengerer Disziplin bei der Nahrungsaufnahme „bestrafen“.

WEITERE SYMPTOME UND VERLAUF

Die Magersucht ist eine Erkrankung, die das Wohlbefinden und die Gesundheit auf vielfältige Weise beeinträchtigen kann. Betroffene nehmen die Gefahren und Auswirkungen ihrer Essstörung jedoch selbst oft nicht wahr.

Die Erkrankung kann vielfältige körperliche Beschwerden nach sich ziehen:

  • Bei einer Magersucht wird der Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Es kommt zu Mangelerscheinungen. Die Betroffenen sind oft müde und frieren. Sie haben einen zu langsamen Herzschlag, gegebenenfalls Herzrhythmusstörungen, Kreislaufbeschwerden und Konzentrationsprobleme. Außerdem kann es zu einer Verringerung der Knochendichte (Osteoporose) kommen.
  • Eine Magersucht führt auch zu Hautveränderungen: Die Betroffenen haben zum Beispiel Haarausfall oder trockene und juckende Haut. Bei starkem Untergewicht kann eine sogenannte „Lanugo-Behaarung“ auftreten, eine feine, flaumartige Behaarung.
  • Es treten hormonelle Veränderungen auf: Bei Jungen und Mädchen kann dies zu einer Verzögerung der Pubertät und der körperlichen Entwicklung führen. Auch das Wachstum verlangsamt sich. Bei Mädchen und Frauen bleibt die Monatsblutung aus. Bei Jungen und Männern kann es zu Verlust der Potenz kommen.
  • Selbst herbeigeführtes Erbrechen schädigt Zähne und Speiseröhre. Oft kommt es zu einer Vergrößerung der Speicheldrüsen sowie Störungen des Wasser- und Salzhaushalts und der Nierenfunktion.

Bei einer Magersucht leiden Betroffene häufig auch an seelischen und sozialen Krankheitsfolgen:

  • Zu Beginn der Erkrankung erleben viele Betroffene positive Gefühle von Leichtigkeit und Euphorie. Sie genießen die scheinbar vollständige Kontrolle über einen Bereich ihres Lebens. Die positiven Emotionen halten jedoch nicht lange an. Sie schlagen in Gleichgültigkeit, depressive Stimmung und hohe Reizbarkeit um.
  • Menschen mit einer Magensucht beginnen am Anfang zwar freiwillig damit, zu hungern, ihre Nahrungsaufnahme zu kontrollieren oder exzessiv Sport zu treiben. Im Verlauf der Krankheit wird ihr Verhalten jedoch zu einer Art Zwang, aus dem sie ohne Hilfe von außen keinen Ausweg finden.
  • Häufig fühlen sich Betroffene miss- und unverstanden. Aus Furcht vor Ablehnung und Stigmatisierung verheimlichen sie ihre Probleme, ziehen sich von ihren sozialen Kontakten zurück und vernachlässigen ihre Interessen.
  • Oft leiden Menschen mit einer Magersucht auch unter weiteren psychischen Erkrankungen, wie etwa DepressionZwangsstörungen oder Angststörungen. Die Essstörung kann diese Probleme verstärken. Umgekehrt können andere psychische Symptome (Komorbiditäten) einen negativen Einfluss auf den Verlauf der Essstörung haben.

Menschen mit Magersucht haben ein mehr als 5-fach höheres Sterberisiko (Mortalität) als Gleichaltrige ohne die Erkrankung. Eine Auswertung von Patientenakten zeigte, dass die meisten Menschen mit Magersucht an gesundheitlichen Störungen verstorben waren, die die Essstörung verursacht hatte. Jeder fünfte Todesfall war ein Suizid. Die Todesrate bei Magersucht steigt vor allem, wenn weitere psychische Erkrankungen vorliegen. Menschen mit Magersucht haben im Vergleich zu Gesunden ein 18-fach höheres Risiko, sich selbst das Leben zu nehmen.

BEHANDLUNG

Die Magersucht ist eine Erkrankung, die einer Behandlung bedarf. Betroffen empfinden sich jedoch häufig selbst nicht als krank. In vielen Fällen suchen sie sich daher erst spät professionelle Hilfe. Wird die Krankheit frühzeitig erkannt und behandelt, sind die Aussichten auf vollständige Genesung jedoch besonders gut.

In der Behandlung geht es zunächst darum, die akuten Symptome zu lindern und den Patientinnen und Patienten zu helfen, an Gewicht zuzunehmen und ein gesundes Essverhalten zu entwickeln.
Im weiteren Verlauf der Therapie werden mögliche auslösende und aufrechterhaltende Faktoren betrachtet. Es werden zusammen mit den Betroffenen Strategien entwickelt, um einen Rückfall in die Essstörung zu verhindern.

Wie eine Magersucht behandelt wird, ist unter anderem abhängig davon, wie schwer die Erkrankung ausgeprägt ist. Möglich ist

In lebensbedrohlichen Situationen kann auch eine Zwangsbehandlung notwendig werden.

Auch nach einer erfolgreichen Behandlung bleiben oft Symptome bestehen, die zu einem Rückfall in die Krankheit führen können. Die Nachsorge ist daher bei der Behandlung der Magersucht wichtig.

Zu Möglichkeiten der Therapie können Betroffene und Angehörige sich in einer fachkundigen Beratung informieren. Sie gibt Orientierung und kann Wege aus der Erkrankung aufzeigen.

„Ich fühle mich. Ich kann mich freuen. Ich brauche das Hungern nicht mehr, um daran zu messen, wie stark und leistungsfähig ich bin. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, noch einmal so tief in eine Krankheit zu rutschen wie damals, als ich magersüchtig war.“

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – Magersucht – eine Essstörung: BzgA Esstörungen (bzga-essstoerungen.de)